„Impulse – für das neue Jahrzehnt!“
Unter dem Motto "Schulessen?! Es ist doch schon alles gesagt! NEIN!" fand am 9. Dezember 2020 im Rahmen der Tage der Schulverpflegung 2020 die 10. Jahrestagung als Online-Veranstaltung statt. Mit dem Titel „Impulse – für das neue Jahrzehnt!“ lud die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW dazu ein, die vielfältigen Herausforderungen und Chancen in der Schule neu zu betrachten und anzugehen.
Mithilfe von Denkanstößen, Orientierungshilfen und Wissenstransfer konnten die rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, zu denen Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrer, pädagogische Fachkräfte, Hauswirtschaftskräfte aller Schulformen sowie Schulträger und Caterer gehörten, motiviert werden, neue Perspektiven einzunehmen und damit das Essen und Trinken stärker in den Mittelpunkt zu rücken.
Impulse für das Schulessen der Zukunft setzen
Werden wir zukünftig besser essen? An welchen Stellen besteht aktuell Verbesserungspotential? Woran scheitern Maßnahmen und wie kann die Schulverpflegung in ein paar Jahren aussehen? Welche Herausforderungen und Chancen bringt die Zukunft? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich Prof. Dr. Gunther Hirschfelder von der Universität Regensburg, in dem er die Rolle aller Akteure im Schulbereich beleuchtete und zahlreiche Zukunftstrends und dessen Bedeutung für die Schulverpflegung genauer unter die Lupe nahm. So werden beispielsweise ökonomische Einflüsse, Umweltaspekte wie Nachhaltigkeit und Fleischkonsum, kulturelle Entwicklungen wie steigende Migration und Snacking statt Mahlzeiten, sowie neue Technologien in der Lebensmittelproduktion, Fitnesstrends, Onlineshopping und Lieferservice die kommende Zeit dominieren.
Eindrucksvoll wurde deutlich, dass die Schülerschaft maßgeblich an der Entwicklung dieser „variablen Suchbewegungen“ beteiligt ist und daher dessen Einbindung ein wichtiger Gelingensfaktor darstellt. Gestaltung von „Schule als Dialogessen“, bei dem neben Schülerinnen und Schüler auch pädagogische Kräfte und das Küchenteam mit ins Boot geholt werden sollten, kristallisierte sich als anzustrebende Herangehensweise heraus. Wichtig ist dabei, das Essen ganzheitlich, d.h. auch aus dem pädagogischen und kulturellen Blickwinkel zu betrachten, es in den praktischen Unterricht einzubauen und dessen gemeinschaftsstiftende Kraft durch eine angenehme Essatmosphäre zu unterstützen. Mit einem optimistischen Blick freuen wir uns auf eine Zukunft voller Chancen.
Impulse aus NRW: Vom reinen Satt werden zur Schulesskultur
Dass Essen mehr ist als Sattwerden wurde schnell deutlich, als Christin Hornbruch, Projektleiterin der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW, zukünftige Ziele der Arbeit der Vernetzungsstelle darstellte. Insbesondere Nachhaltigkeit und der Ausbau des Angebots, das vermehrt auch digitale Formate beinhalten soll, werden dabei zentrale Themenschwerpunkte sein.
Begeistert blickte Lerke Tyra vom Referat „Gesunde Ernährung und nachhaltiger Konsum“ des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW auf die Entwicklung und Erfolge der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW zurück und schaute zuversichtlich in eine Zukunft, in der noch mehr Schulakteure erreicht werden können und die Esskultur gemeinsam verbessert werden kann. Insbesondere die Ankündigung der Ministerien, dass die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW mit der Institutionalisierung ab 2021 unter dem Dach der Verbraucherzentrale NRW eine kontinuierliche Anlaufstelle für Fragen rund um das Essen und Trinken bleiben wird.
Daran knüpfte Wulf Bödeker vom Ministerium für Schule und Bildung NRW an, der darauf hinwies, dass in Kooperation mit dem Verbraucherschutzministerium und der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW ein „Integriertes Konzept ESSEN und TRINKEN“ von Schulministerin Yvonne Gebauer veröffentlicht wurde. Mit diesem Konzept werden nicht nur Ganztagsschulen, sondern alle Schulen in NRW angesprochen. Dabei spielen beispielsweise digital nutzbare Orientierungshilfen, eine intensivere Kommunikation und Kooperation zwischen pädagogischen Kräften, Schulträgern und Caterern und die Verbesserung der Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle. So können u.a. durch stärkere Einbindung von Konzepten und schulischen Programmen das Essen und Trinken in den Schulen in einer Wohlfühlatmosphäre stattfinden und gleichzeitig Platz im Unterricht finden. Die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung fungiert dabei weiterhin als zentraler Ansprechpartner und Gestalter.
Impulse setzen und zeigen! Eine Schule geht ihren Weg
Wie eine gesunde und klimafreundliche Ernährung an für Schülerinnen und Schüler erlebbar gemacht werden kann, zeigte Petra Zimmerlin, Lehrerin an der Sophie-Scholl-Gesamtschule in Remscheid. Neben zahlreichen Aktionen an ihrer Schule, wie z.B. dem Messen und Visualisieren von Tellerresten in der Mensa, einem jahrgangsstufenübergreifendem „Müsli-Bar“-Projekt und der praktischen Zubereitung von Snacks, bekommen die Schülerinnen und Schüler auch durch die Verankerung von Nachhaltigkeit im Lehrplan bereits ab Klasse 5 wertvolle Impulse, um ihr Essverhalten zu reflektieren.
Durch die Gremienarbeit mit Partizipation der Kinder und Jugendlichen wird ihnen Wertschätzung entgegengebracht, die sich in einem großen Engagement und wertvollen Ideen zur Optimierung des Essens und Trinkens in der Schule widerspiegelt. Die Sophie-Scholl-Gesamtschule in Remscheid zeigt: mit dem Schaffen von guten Rahmenbedingungen und Transparenz, der sinnvollen Nutzung von Ressourcen - ganz egal ob räumlich, zeitlich oder personell - Mut und Geduld kann der Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Schulverpflegung erfolgreich gemeistert werden.