In diesem Jahr nahmen rund 60 Teilnehmer und Teilnehmerinnen u.a. aus den verschiedenen Schulakteurs-Gruppen - Schulen, Träger, Caterer, Ernährungsfachkräfte und auch aus der Politik und Verwaltung – an der Online-Veranstaltung teil. Der Dialog Schulverpflegung NRW ist eine Veranstaltung, zu der die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW und ihre Förderministerien (MULNV, MSB) regelmäßig einladen. Er ist ein Forum für den Austausch von Wissenschaft und Praxis.
Viele Schülerinnen und Schüler setzen sich für möglichst umfassende, schnelle und effiziente Klimaschutz-Maßnahmen ein. Kann diese globale Bewegung auch lokal das Essen und Trinken in der Schule beeinflussen? Wie können Kinder und Jugendliche in den Schulen täglich mit gutem und schmackhaftem Essen versorgt werden? Geht das auch klimafreundlich? Auf welche Weise können Speiseabfälle in Küche und Mensa effektiv reduziert werden?
Antworten auf diese und ähnliche Fragen gab die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW am 25. November 2020 bei der Online-Veranstaltung zum 7. Dialog Schulverpflegung NRW. Unter dem Motto „Wissenschaft trifft Praxis: Schulverpflegung for future“ gab es Einblicke, inwieweit die Verbraucherzentrale NRW Schulakteure dabei unterstützt, ein rundum klimafreundliches und gleichzeitig leckeres Essen anzubieten.
Globales Essen auf den lokalen Teller
Den Auftakt machte Frau Prof. Dr. Carola Strassner (Fachhochschule Münster) mit ihrem Vortrag „Globales Essen auf den lokalen Teller“. Anhand des beliebten Mittagessens „Pizza“ nahm sie die Teilnehmenden auf eine Weltreise in die Produktionsländer der Zutaten. Dabei wurde das Ausmaß der intensiven Erzeugungsformen auf das Klima deutlich – sei es die Flächennutzung und Treibhausgasemissionen bei der Rinder- und Milchviehhaltung, die Problematik der Wasserknappheit in der Plastikregion Almeria beim Tomatenanbau oder der enorme Verlust der genetischen Vielfalt, z.B. bei Mais.
Eindrucksvoll zeigte Frau Prof. Dr. Strassner auch die soziale Komponente in der globalisierten Welt: je nach Region unterscheidet sich die Lebensmittelauswahl und -verfügbarkeit enorm – und mit Blick auf den Verarbeitungsgrad der Lebensmittel in Industrienationen ist das große Nahrungsangebot nicht immer positiv zu bewerten. Nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die eigene Gesundheit, sollte sich daher in der Schulverpflegung der Schwerpunkt auf ein größeres Angebot an weniger verarbeiteten Speisen verlagern.
Grau ist alle Theorie
Den Blick in die Praxis erlaubten Petra Zimmerlin (Lehrerin an der Sophie-Scholl-Gesamtschule in Remscheid) und Ina Schäfer (Projekt MehrWertKonsum der Verbraucherzentrale NRW) mit dem Statement: „Grau ist alle Theorie! So versuchen wir es!“. Sie zeigten, wie man Klimaschutz in der Ernährung an die Schule bringen kann und sich die Schülerinnen und Schüler als „Zukunftsesser“ entwickeln können. An der Sophie-Scholl-Gesamtschule wird Nachhaltigkeit in den Hauswirtschafts- und Biologieunterricht integriert. Die Schülerinnen und Schüler können darüber hinaus auch selbst aktiv werden und sich an der Optimierung der Schulverpflegung beteiligen. Hierbei stellt die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung einen wichtigen Impulsgeber dar, der die Schülerinnen und Schüler dazu motiviert, das eigene Essverhalten zu reflektieren.
Insbesondere das Konzept „Zukunftsesser“ des Projekts MehrWertKonsum dient dazu, eine klimafreundliche Ernährung in Schulen durch Bildungsangebote und Aktionen erlebbar zu machen. Auch das „Zukunftsbuch“, das voraussichtlich im Frühjahr 2021 für alle Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt wird, kann als praxisbezogener Handlungsleitfaden Schulen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Schulverpflegung unterstützen.
Potentiale ausschöpfen: Das Essen und Trinken in der Schule
Wie eine klimafreundliche Schulverpflegung gut umgesetzt werden kann, zeigte Katrin Scholtyssek (Projekt MehrWertKonsum der Verbraucherzentrale NRW) in ihrer Präsentation „Potentiale ausschöpfen: Das Essen und Trinken in der Schule“. Zu den praktischen Vorschlägen zur Optimierung von Speiseplänen zählen u.a. der Einsatz von regionalen, saisonalen und ökologisch erzeugten Lebensmitteln sowie eine eigene vegetarische Menülinie und der häufigere Austausch von Reis.
Der Vergleich mit den Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) verdeutlicht, dass diese Maßnahmen auch im Sinne einer gesundheitsförderlichen Ernährung sinnvoll sind. Dabei ist die Akzeptanz bei der Schülerschaft besonders hoch, wenn sie in die klimafreundliche Gestaltung der Speisepläne miteinbezogen wird.
Tipps für einen klimafreundlichen Speiseplan
Die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung finden Sie hier.
Spannungsfeld Ausschreibung: Zwischen Qualität und Preis
In seinem Vortrag „Spannungsfeld Ausschreibung: Zwischen Qualität und Preis“ präsentierte Frank Waskow (Verbraucherzentrale NRW) die Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Schulträgern und Caterern. Diese ergab, dass ungenaue Ausschreibungen ein erfolgreiches Zusammentreffen von Beschaffenden und Caterern verhindert.
Auf der Seite der Beschaffenden ist dies v.a. auf Zeit- und Fachkräftemangel zurückzuführen, während Caterer aufgrund des niedrigen Preisniveaus von einem Angebot absehen. Unterstützungshilfen für Schulträger sollten v.a. auf die Qualitätsstandards, Nachhaltigkeitskriterien und Strategien zur Abfallvermeidung eingehen. Auch die Caterer können u.a. durch die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW unterstützt werden, indem der Austausch mit den Schulträgern verbessert wird.
Alle Befragungsergebnisse in Form von Grafiken
Leitfaden für die sozialverantwortliche Beschaffung von Lebensmitteln von Romero e.V., Münster
Weniger Speiseabfälle – mehr Klimaschutz
Antonia Blumenthal (Projekt MehrWertKonsum der Verbraucherzentrale NRW) verdeutlichte anschaulich in ihrem Vortrag „Weniger Speiseabfälle – mehr Klimaschutz“ wie man Speiseabfälle effektiv reduzieren kann. Um einer Verschwendung wertvoller Ressourcen entgegenzuwirken, ist zur Ableitung von Maßnahmen zunächst die Ermittlung des Ist-Zustandes notwendig.
Hier eignet sich der kostenlose, frei-zugängliche „Küchenmonitor“ – ein von der Verbraucherzentrale NRW entwickeltes Tool zur schnellen und unkomplizierten Erfassung und Auswertung der Lebensmittelabfälle in der Gemeinschaftsverpflegung. Dadurch werden die Stellschrauben auf den ersten Blick erkennbar, so dass individuelle, einfache Maßnahmen für die Einrichtung entwickelt und umgesetzt werden können. Die Einsparungen an Lebensmittelabfällen lassen sich dann in Qualität umwandeln und leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Auf unserer Seite der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung finden Sie Video-Clips mit Tipps gegen Speiseabfälle in Schulen und Materialien und Hilfsmittel für eine klimafreundliche Küche.
Ausblick
Zum Abschluss des Dialogs gab Christin Hornbruch (Projektleiterin der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW) einen kleinen Ausblick auf das nächste Jahr: Die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung wird als fester Bestandteil der Verbraucherzentrale NRW die Themenfelder Kita- und Schulverpflegung insbesondere mit Blick auf die Nachhaltigkeit weiterbearbeiten. Dabei stehen neben Vernetzung und Austausch die Erweiterung des Angebots und eine Weiterentwicklung bisheriger Methoden und Formate im Fokus.