9. Jahrestagung zu den Tagen der Schulverpflegung in NRW 2019

Veranstaltungsdokumentation - 9. Jahrestag zu den Tagen der Schulverpflegung in NRW 2019
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„Vielfalt schmecken und entdecken“ – unter diesem Motto ging es in Nordrhein-Westfalen anlässlich der Tage der Schulverpflegung vor allem um die Getränkeversorgung von Schülerinnen und Schüler. Ausreichend Wasser trinken ist für gesundes Aufwachsen und für die Leistungsfähigkeit von großer Bedeutung, zudem reduziert sich das Risiko, übergewichtig zu werden.

Schülerinnen und Schüler davon zu überzeugen, dass Wasser trinken cool ist, war ein zentrales Anliegen der diesjährigen Aktionstage. Um die Rahmenbedingungen in der Schule dafür zu schaffen, müssen Pädagogen und Schulträger informiert und davon überzeugt sein.

Vieles spricht für das Trinken von Leitungswasser

Leitungswasser:

  • steht ausreichend und immer frisch zur Verfügung. Es ist ein regionales Lebensmittel.
  • ist mehr als 100-mal preiswerter als gekauftes Mineralwasser.
  • ist klima- und ressourcenschonend.
  • trägt dazu bei, Verpackungsmengen und Müllgebühren zu reduzieren. Es fallen keine leeren Einweg- oder Pfandflaschen, Dosen oder Tetrapacks an.
  • bringt Prestigegewinn und Öffentlichkeit für die Schule im Sinne einer gesunden Schule.

 

Kinder und Jugendliche sollen in der Schule jederzeit die Möglichkeit haben, Leitungswasser zu trinken, so empfiehlt es auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in ihrem Qualitätsstandard für die Schulverpflegung. Schulakteure davon zu überzeugen, dass Leitungswasser trinken einfach zu realisieren ist, war ein zentrales Anliegen der Tage der Schulverpflegung und der Fachtagung im Jahre 2019 „Das esse und trinke ich gerne“, die am 7. Oktober 2019 in Recklinghausen in der Natur- und Umweltschutzakademie NRW stattfand.

Die baulichen und technischen Voraussetzungen in Schulen zu schaffen, ist ein Teil der zu bewältigenden Aufgaben des Schulträgers. Aber: Schüler wollen mitreden und mit entscheiden bevor sie mitmachen und Leitungswasser trinken!

Begrüßung

Grußworte

Einleitende Grußworte erfolgten durch Susanne Blasberg-Bense (Ministerium für Schule und Bildung NRW),  Lerke Tyra (Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW) und Bernhard Burdick (Verbraucherzentrale NRW).Referenten

 

Vortrag "Schule – Essen – Lifestyle - Ein interessantes Dreiecksverhältnis"

In seinem Beitrag "Schule - Essen - Lifestyle - Ein interessantes Dreiecksverhältnis" (PDF-Datei)  ging Prof. Dr. Hirschfelder (Universität Regensburg) auf die aktuellen Schülerwelten und ihren Informationskosmos ein. Die Beschaffung von Ernährungsinformationen erfolgt vielfach via Internet, Blog und über den YouTube Kanal. Hier werden Informationen attraktiv verpackt, machen neugierig und laden zum Nachmachen und Konsumieren ein. Angesagt sind z. B. skandalisierende Ernährungsdokumentationen. Die wachsende ökonomische Schere in der Gesellschaft, die unterschiedlichen Kulturkreise, die Kompetenzen Lebensmittel zuzubereiten, das Gender-Thema, die Peergroup, Lebensmittelmarken mit hohem Coolness-Faktor – dies alles sind Faktoren, die bei der Durchführung von gesundheitsfördernden Maßnahmen einbezogen werden sollten, auch wenn es „nur“ um das Trinken von Leitungswasser geht – so Prof. Hirschfelder in seinen Ausführungen.

Vortrag "Gesundes - First - Gesunde Wahl – leicht gemacht"

"Gesundes - First - Gesunde Wahl – leicht gemacht" (PDF-Datei), so der Titel des Vortrags von Cornelia Espeter, Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW, die „anstubsen“ und „anstoßen“ wollte, Schülerinnen und Schüler die gesunde Wahl leichter zu machen. In der Wissenschaft wird dieses Vorgehen als Nudging bezeichnet. Nudging-Maßnahmen dürfen keinen Zwang ausüben, helfen aber, die Umwelt so zu gestalten, dass das gewünschte Verhalten leicht fällt, ohne die Entscheidungsfreiheit zu beeinflussen. „„Make the healthy choice the easier choice“ (WHO) – gemäß dieser Empfehlung können Entscheidungen durch Information, Qualität, Platzierung und Angebotsstruktur der Lebensmittel gelenkt werden.

Vortrag "Wasser - Marsch" - Rahmenbedingungen schaffen und beachten

Bevor es in den Schulen heißt „Wasser marsch“ müssen die technischen und baulichen Voraussetzungen geschaffen werden. Entscheidungen für Trinkwassersysteme sollten auf Basis von Informationen in einem gemeinsamen Prozess der Schulakteure getroffen werden. Leitungswasser gehört zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln. Damit es unbedenklich in der Schule angeboten werden kann, sind gesetzliche Vorschriften zu beachten. Einen Überblick über die Verantwortlichkeiten und Anforderungen an Wasserzapfstellen und Trinkwassersystemen gab Andreas Träger vom Amt für Verbraucherschutz in Düsseldorf. Die Verantwortung liegt immer beim Betreiber selbst. Verantwortliche müssen jeweils festgelegt sein, z. B. für die Wartung und Reinigung. Hier gilt es im Besonderen Maßnahmen der guten Hygienepraxis zu treffen, um ein sicheres Lebensmittel in den Verkehr zu bringen. Gesetzliche Vorgaben für die Häufigkeit von Untersuchungen bestehen nicht, ggf. bestehen aber spezielle Anordnungen der zuständigen Behörden. Bei regelmäßiger Wartung und Reinigung bestehen keine rechtlichen Vorbehalte Zapfstellen oder Wasserspender an Schulen einzusetzen.

Vortrag „Wasser to go – Behälter auf dem Prüfstand“

„Welche Behälter kommen für das Wasserzapfen in Frage?“ - Philip Held, Verbraucherzentrale NRW, berichtete in seinem Vortrag „Wasser to go – Behälter auf dem Prüfstand“ über die Umweltbelastungen der derzeit auf dem Markt befindlichen Flaschen und Behältnisse. Er sprach Empfehlungen für geeignete Gefäße aus: Wiederverwendbare Flaschen, Gläser und Becher, aus Glas oder Edelstahl oder aus Kunststoffen wie Polypropylen, Polyethylen und Polyterephthalat. Flaschen haben gegenüber Gläsern den Vorteil, dass sie gefüllt mit in den Unterricht genommen werden können. Dadurch entfällt häufiges Laufen zum Gerät. Um sie hygienisch einwandfrei zu halten, müssen sie von den Nutzern regelmäßig gründlich gereinigt werden.

Vortrag "Atmosphäre satt "

"Atmosphäre satt" (PDF-Datei)  – wie das gelingen kann, stellte Kirsten Mann von der Fritz-Winter Gesamtschule Ahlen vor. In dieser Schule steht die Mittagspause mehr als satt werden, mehr als der Umgang mit Messer und Gabeln. Wertschätzender Umgang mit Menschen und Lebensmitteln, die Mensa als Kommunikationsort und als „Wohlfühlraum“ für die Schulgemeinschaft, ein attraktives Speisenangebot und ein auf „Mitmachen“ ausgerichtetes Partizipationskonzept sind die Erfolgsfaktoren für eine gelebte Schul-Esskultur.

Tischgespräche "Lösungen auf den Tisch! Thesen erarbeiten"

Die Tischgespräche mit den Expertinnen und Experten bildeten einen Rahmen zur Vertiefung der einzelnen Themen. Fragen wie z. B. „Kann Leitungswasser unbedenklich getrunken werden?“ oder „Wer ist für die Einhaltung der Vorschriften zuständig?“ wurden diskutiert. Deutlich wurde der große Informationsbedarf und eine noch bestehende Untersicherheit hinsichtlich der Realisierung „Leitungswasser marsch in allen Schulen“.

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