Dokumentation: 5. Tag der Kitaverpflegung in NRW 2019

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- Veranstaltungsdokumentation –
"Ernährung als ein Baustein der Gesundheitsförderung in der Kita" war das zentrale Thema der Fachtagung zum 5. Tag der Kitaverpflegung in NRW am 03.07.2019 in Köln.
Kurz gefragt. 5 Tag Kita-Verpflegung in NRW 2019

5. Tag der Kita-Verpflegung in NRW 2019 "Kurz gefragt"

- Veranstaltungsdokumentation –

Die Fachtagung zum 5. Tag der Kitaverpflegung in NRW am 03.07.2019 in Köln fand unter dem Motto „KITA TUT GUT!“ statt. Im Vordergrund stand die Ernährung als ein Baustein der Gesundheitsförderung in der Kita.

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Sandra Clauß (3. von re.), Fachbereichsleiterin des LVR-Jugendamts, Ingrid Köth-Jahr (2. von li.), Referatsleiterin im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW, Sarah Kühling (3. von li.), Referentin im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW, und Ursula Tenberge-Weber (2. von re.), Leiterin der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW, eröffneten die Fachtagung. Mit ihren Beiträgen betonten sie die Wichtigkeit von Gesundheitsförderung in der Kita und hoben die große Bedeutung, die die Ernährungsbildung und eine gute Kita-Verpflegung dabei spielen, hervor.


Kitas werden gerne als ein ideales Feld für Gesundheitsförderung bezeichnet. Denn hier können alle Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft erreicht und Weichen für ein glückliches, gesundes Leben gelegt werden. Welche Rolle spielt dabei die Ernährung? Dies war die zentrale Frage bei der Fachtagung zum 5. Tag der Kita-Verpflegung in NRW am 03.07.2019 in Köln.

Gembalies-Wrobel
Moderation: Kirstin Gembalies-Wrobel, Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW

Die 130 Teilnehmer bekamen am Vormittag einen Einblick, wie Gesundheit in der Kita gefördert werden kann und warum eine gute Verpflegung und die Ernährungsbildung wichtige Bausteine der Gesundheitsförderung in der Kita sind. Da eine Kita erst dann zu einer „gesunden Kita“ wird, wenn auch die Mitarbeitenden gesund sind, erhielten die Teilnehmer auch zahlreiche Anregungen zur Förderung ihres eigenen gesundheitsförderlichen Verhaltens. Am Nachmittag gab es in vier Workshops Anregungen, wie "Essen und Trinken" im Kita-Alltag gesundheitsfördernd gelebt werden kann.

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland statt.


Vorträge und Workshops:


Vortrag: Wohlfühlen – lernen – genießen Gesundheit fördern in der Kita

Prof. Dr. Holger Hassel, Hochschule Coburg

In seiner Präsentation nahm Prof. Hassel alle Teilnehmer mit hinein in eine Kita und erläuterte, wo gesundheitsförderliche Maßnahmen ihren Platz finden können. Er verdeutlichte, dass Kitas die Kinder durch eine Vielzahl von sozialen Bildungs- und Erlebnisangeboten unterstützen. Diese Aktivitäten könnten zu einem starken Bündel für Gesundheitsförderung organisiert werden. Dies sei eine Aufgabe für das ganze Team und Prof. Hassel meinte ergänzend: „Es müssen auch die Eltern mit ins Boot geholt werden“.

Prof. Hassel zeigte anhand verschiedener Situationen aus dem Kita-Alltag sehr anschaulich, wie Gesundheit in der Kita gefördert werden kann und mit welchen Herausforderungen dies häufig verbunden ist. So wies Prof. Hassel bei einem virtuellen Durchgang durch Essensausgabe, Essensaufnahme und Aufräumen darauf hin, wie schwierig es sei, die unterschiedlichen Gewohnheiten, die die Kinder mitbringen, unter einen Hut zu bekommen und merkte an: „Da merkt man die Komplexität, die unterschiedlichen Lebenswelten der Kinder abzuholen“.

Prof. Hassel betonte, dass zur Stärkung der Gesundheitsförderung in der Kita die Strukturen vor Ort geschaffen werden müssten: „Gesundheitsförderung funktioniert am besten, wenn man an die Verhältnisse heran geht“. Nur so könne man auf Verhalten einwirken. Einzelne, zeitlich begrenzte Präventionsprogramm, hätten in der Regel nur einen minimalen Effekt.

Download:  Wohlfühlen – lernen – genießen  Gesundheit fördern in der Kita.

Vortrag: Fit durch den Arbeitsalltag – oder nicht? Rolle der Ernährung um den ganzen Tag leistungsstark zu sein

Dr. Kerstin Jülicher, Praxis für Ernährungstherapie und Beratung, Neunkirchen-Seelscheid

Im zweiten Vortrag ging es darum, dass nicht nur die Kindergesundheit, sondern auch die Gesundheit des Personals wichtig ist. Nur wenn die Mitarbeitenden körperlichen und psychischen Belastungen positiv entgegen wirken und leistungsfähig bleiben, können sie zum gesunden Aufwachsen der Kinder beitragen. Mit ihrem eigenen gesundheitsförderlichen Verhalten können sie den Kindern dann ein gutes Vorbild sein.

5. Tag der Kitaverpflegung Tafeln

Nach Darstellung der verschiedenen Einflussfaktoren auf das persönliche Wohlbefinden in der Kita ging Frau Dr. Jülicher insbesondere der Frage nach, welchen Beitrag die Ernährung leisten kann, damit pädagogische Mitarbeitende ihren Alltag leistungsstark meistern können. Als Einführung in die Thematik wurden die Teilnehmer nach gesundheitsförderlichen Maßnahmen in ihrer Kita gefragt. Die Auswertung ergab, dass gesundheitsförderliche Maßnahmen vorrangig in den Bereichen Sport und Entspannung angeboten werden (siehe Foto). „Ernährung spielt bisher keine große Rolle in Konzepten der Gesundheitsförderung für Erzieherinnen“, so Frau Dr. Jülicher, „dabei lassen sich nahezu alle in der Statistik aufgeführten Probleme von Erzieherinnen über die Ernährung beeinflussen“. So habe Essen und Trinken kurz- und langfristig einen Einfluss auf unsere Leistungsfähigkeit und die Gesundheit. Die Teilnehmer/-innen bekamen anschaulich aufgezeigt, was eine „gesundheitsfördernde“ Ernährung ausmacht, dass es „die“ richtige Ernährung nicht gibt, und wie der Körper während des Arbeitsalltags ausreichend mit Nährstoffen und Flüssigkeit versorgt werden kann. „Das A und O ist eine gute Vorbereitung“, merkte Frau Dr. Jülicher an und präsentierte eine Ideensammlung mit Gerichten, die gut vorbereitet und mitgenommen werden können.

Download: Rolle der Ernährung um den ganzen Tag leistungsstark zu sein

Workshop 1: Rituale in Esssituationen

Elke Möllenkotte, Anerkannter Bewegungskindergarten mit dem Pluspunkt Ernährung

Zu Beginn des interaktiven Workshops beschäftigten sich die Teilnehmer mit ihrer eigenen Essbiographie, stellten sich die Frage, mit welchen Ritualen sie aufgewachsen sind und hinterfragten ihre persönliche Haltung. Anschließend wurden die Rituale, die rund um die Ess-Situationen in den Kitas der Teilnehmenden üblich sind, zusammengetragen. Welche Bedürfnisse erfüllen sie und was können Kinder daraus lernen? Es wurden die Rituale herausgestellt, die besonders gut geeignet sind, um eine gute Atmosphäre zu schaffen. Abschließend wurde auf schwierige Ess-Situationen in der Kita eigegangen und es wurde besprochen, welche Rituale eingesetzt werden können, um Ess-Situationen stressfreier zu gestalten. Es wurden zahlreiche Ideen für hilfreiche Rituale gesammelt, damit alle das Essen entspannt erleben und genießen können.

 

Workshop 2: Guten Appetit, alle essen mit – Speisenplanung in der Kita

Gabriele Janthur und Natacha Thomassin, Verbraucherzentrale NRW / Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW

Im Workshop zur Speiseplanung erhielten die Teilnehmer Anregungen, wie ein bedarfsgerechter Speiseplan für 1 bis 6-jährige Kinder aussehen kann. Auf Basis der Empfehlungen des „DGE-Qualitätsstandards für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder“ wurde die optimale Lebensmittelauswahl für Kita-Kinder vorgestellt und aufgezeigt, wie ein Speiseplancheck die Sicherung der Qualität unterstützt. Dabei ging es auch um die Kosten, die eine entsprechende Lebensmittelauswahl, wie zum Beispiel Vollkornnudeln, verursacht. Teilweise sind die Elternbeiträge zu gering und das Budget der Eltern scheinbar nicht mehr belastbar. Die Teilnehmergruppe, die sich zu einem großen Teil aus Köchinnen oder Küchenkräften zusammensetzte, sah sich an diesem Punkt als relativ „machtlos“ und sah eher den Träger oder die Kitaleitung in der Verantwortung. Weitere Themen waren die Lebensmittelauswahl für 1 bis 3-jährige Kinder, besonders mit dem Blick auf Aspiration, vegetarische Verpflegung und Portionsgrößen für die unterschiedlichen Altersstufen.

Downloads:

Präsentation: Workshop 2 "Speisenplanung"
Links "Speisenplanung"

Nährstoffoptimierter ovo-lacto-vegetabiler Vierwochenspeiseplan für 1- bis 3-Jährige

Nährstoffoptimierter ovo-lacto-vegetabiler Vierwochenspeiseplan für 4- bis 6-Jährige

DGE Ovo lacto vegetarische Menülinie

Speiseplancheck

 

Workshop 3: Gute Kita, auch für Mitarbeitende!

Dr. Kerstin Jülicher, Praxis für Ernährungstherapie und Beratung, Neunkirchen-Seelscheid und Edmund Adam, LVR

In dem Workshop lernten die Teilnehmer den Begriff der Resilienz kennen und beschäftigten sich mit seiner Bedeutung im Kita-Alltag. Die Teilnehmer erfuhren dadurch, wie sie ihre eigenen Widerstandsressourcen stärken können. Sie befassten sich eingehend mit den Problemen aus den Bereichen Pausen und Verpflegung (Problembenennung, nächste Schritte, Zeitpunkt der Umsetzung) und erhielten eine praktische Anleitung mit Hilfe der Metaplanerstellung. Weiterhin wurde thematisiert, wie vorhandene Probleme angegangen werden können.

Download :

Workshop 3 "Workshopstruktur"

 

Workshop 4: Kitas auf Erfolgskurs

Yvonne Knips und Nicole Schlaeger, Verbraucherzentrale NRW / Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW

In einem Praxisaustausch präsentierten sich die Kita Arte aus Frechen und die AWO-Kita Zeche Helene aus Essen mit ihren Aktivitäten rund um das Thema Ernährung:

Die Kita Arte verpflegt zukünftig täglich 200 Kinder mit Frühstück, Mittagessen und Nachmittagssnack. Es wird täglich frisch gekocht und alle Erwachsenen essen auch mit. Dies gehört zum pädagogischen Konzept und trägt zu einer gelungenen Ess-Atmosphäre bei. Die Kita ist ein Anerkannter Bewegungskindergarten mit dem Pluspunkt Ernährung und die Mitarbeiter werden sowohl im Bereich Bewegung als auch Ernährung regelmäßig weitergebildet. In der Küche ist ein gelernter Koch tätig. Weiterhin gibt es in der Kita einen Nutzgarten und die Kinder werden in die Pflege, die Ernte und auch in die Essenszubereitung miteinbezogen. So bekommen sie mit, dass die Zubereitung von Mahlzeiten auch Arbeit macht, sich die Mühe aber auch lohnt.

Die AWO-Kita Zeche-Helene hat sich erst zu Beginn des Jahres mit einem Wechsel in der Kita-Leitung auf den Weg zu einem neuen Verpflegungskonzept gemacht und zeigt in beeindruckender Weise, was bereits innerhalb kurzer Zeit an Veränderungen möglich ist, wenn das gesamte Kita-Team an einem Strang zieht. So wurde auch hier ein Nutzgarten angelegt, die Kinder werden an der Zubereitung der Zwischenverpflegung beteiligt und es werden Aktionen aus der Kita-Ideen-Box „Entdecke die Welt der Lebensmittel mit Krümel und Klecksi“ durchgeführt. Insbesondere die Qualität der Zwischenverpflegung hat sich seit Beginn des Jahres enorm verbessert.

Die Teilnehmer stellten den beiden Kitas zahlreiche Fragen und betonten die Wichtigkeit der Professionalisierung der Verpflegung sowie einer gelebten Ernährungsbildung.


Zum Tagungsausklang präsentierte das Gorilla Ernährungstheater in aufgelockerter Atmosphäre den bereitwillig mitwirkenden Zuschauern das für Kitas entwickelte Kochprojekt „ Das Geheimnis der Gemüsesuppe“.

Marktstand 5. Tag der KitaverpflegungIn den Pausen wurde der Markt der Möglichkeiten mit seinen Ständen gut besucht. Die Gäste nutzten die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und Informationsmaterial mitzunehmen. Vertreten waren der Anerkannte Bewegungskindergarten mit dem Pluspunkt Ernährung, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., das Gesundheitsamt Köln, die Sarah Wiener Stiftung, das Gorilla Ernährungstheater, das Landesinstitut für Arbeitsgestaltung NRW, der Landschaftsverband Rheinland und die Verbraucherzentrale NRW.

 

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